BBE

Beziehungsspezifische Bindungsskalen für Erwachsene
Erwachsene

Die beziehungsspezifischen Bindungsskalen für Erwachsene (BBE) erfassen im Erwachsenenalter die Qualität der Bindung an die Mutter sowie an den aktuellen bzw. letzten Partner.

Die Konstruktion der BBE stützen sich auf Bartholomews Modell der Bindungsstile im Erwachsenenalter. Das Modell beschreibt prototypisch die vier Bindungsstile "sicher", "besitzergreifend", "ängstlich" und "abweisend", wobei die drei letztgenannten als unterschiedliche Bewältigungsformen für ein unbefriedigtes Nähebedürfnis in der frühen Eltern-Kind-Beziehung begriffen werden.

Zielsetzung bei der Entwicklung der BBE ist ein zweidimensionales Modell mit den bipolaren Skalen "sicher-ängstlich" und "abhängig-unabhängig" durch kurze und reliable Skalen zu operationalisieren.
Zur Konstruktion der Achsen wurden zunächst von drei Frauen und zwei Männern, die mit Bartholomews Bindungskonzept vertraut sind, 24 Items zur Erfassung der Pole "sicher-ängstlich" und "abhängig-unabhängig" erstellt und zufällig gemischt. Die Items wurden auf einer fünfstufigen Skala ("gar nicht" bis "völlig") von einer ersten Stichprobe (n = 75 Psychologiestudenten mit Partnerschaftserfahrung, davon 56 Frauen, 20-43 Jahre alt, M = 26,2 Jahre) schriftlich für die Mutter und den Partner beantwortet. Eine Faktorenanalyse (Hauptachsenmethode) ergab eine Zweifaktorenlösung, deren Faktoren gut den Dimensionen "sicher-ängstlich" und "abhängig-unabhängig" entsprachen. Die Auswahl der 14 Items für die BBE wurde aufgrund der Faktorladungen vorgenommen. Die faktorielle Struktur des 14-Item-Inventars wurde in einer zweiten Studie (n = 177 Psychologiestudenten, davon 137 Frauen, 161 mit Partnerschaftserfahrung, 19-48 Jahre alt, M = 24,5) bestätigt; die Trennschärfen der Items sind ausreichend gut (für den Partner zwischen .37 und .69; für die Mutter zwischen .34 bis .76).

Die Beziehungsspezifität der Skalen wurde durch die Unabhängigkeit der Bindungsstile von Persönlichkeitsmerkmalen (Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit) belegt. Entsprechend sind Annahmen eines beziehungsunspezifischen inneren Arbeitsmodells für enge Beziehungen im Erwachsenenalter empirisch nicht haltbar.
Die Prüfung der Beziehungsspezifität der Bindungsskalen erfolgte anhand dreier weiterer Studien (Stichprobe 3: n = 176 Studenten, davon 97 Frauen, 20-24 Jahre, M = 21,8; Stichprobe 4: n = 98 verheiratete Personen, 25-35 Jahre, mittlere Beziehungsdauer 6,93 Jahre; Stichprobe 5: n = 661 Erwachsene, davon 357 Frauen, 577 Personen mit Partnerschaftserfahrung, 18-30 Jahre, M = 25,9) und mit Hilfe von Netzwerkfragebögen sowie Interaktionstagebüchern.

Die BBE wiesen in mehreren Studien eine gute diskriminante Validität hinsichtlich des Bindungsstils gegenüber verschiedenen Bezugspersonen auf.

Die zwei bipolaren Skalen der BBE sind:

Die Achse "sicher-ängstlich" wird aus je drei Sicherheits- und drei Ängstlichkeitsitems gebildet; die Achse "abhängig-unabhängig" aus jeweils vier Abhängigkeits- und vier Unabhängigkeitsitems. Die Items sind in der spezifischen Form für die jeweilige Bezugsperson (Mutter oder Partner) formuliert.

Die beziehungsspezifischen Bindungsskalen sind für Erwachsene konzipiert und wurden an Versuchspersonen im Alter von 18 bis 48 Jahren erprobt.

Die BBE erscheinen insgesamt geeignet, die Qualität der Bindung im Erwachsenenalter an wichtige Bezugspersonen reliabel und ökonomisch zu erfassen, soweit es durch Selbstbeschreibungen möglich ist.


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Fragebogen


Der BBE-Fragebogen besteht aus 14 Items, die beziehungsspezifisch formuliert sind.

Die Items werden auf einer fünfstufigen Skala ("gar nicht" bis "völlig") für die Mutter und für den Partner beantwortet.

Die Antwortkategorien lauten: gar nicht = 1, wenig = 2, teils-teils = 3, ziemlich = 4, völlig = 5.

Der BBE-Fragebogen zum Beantworten für Ihren Patienten.

BBE-Fragebogen

Auswertung


Zur Auswertung des BBE werden pro Beziehung zwei Skalenmittelwerte berechnet. Invertiert werden Items, die sich auf ängstlich bzw. unabhängig beziehen.

Sie bekommen in Ihrem sicheren Therapeutenbereich von PsyDix.org die folgende Auswertung vom Fragebogen des BBE angezeigt (Bildschirmfoto: BBE-Auswertung) und können diese zusätzlich als PDF-Datei zur Dokumentation im Praxisprogramm herunterladen.

Vorschau der BBE-Auswertung als PDF zum Durchsprechen mit Ihrem Patienten:

BBE-Auswertung PDF Bildschirmfoto

Download: BBE-Auswertung als PDF-Datei.


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Interpretation


Zur Interpretation des BBE ist eine Mittelung der Werte über Beziehungstypen hinweg nicht sinnvoll, da die Skalen zwischen verschiedenen Beziehungstypen meist nur geringfügig korrelieren (hohe Beziehungsspezifität der Bindungsstile).

Der Wert für sicher – ängstlich bezieht sich auf einen sicheren (hohe Werte) versus ängstlichen Bindungsstil (niedrige Werte), der Wert für abhängig – unabhängig bezieht sich auf einen abhängigen (hohe Werte) versus unabhängigen Bindungsstil (niedrige Werte).

Die Skalen sind sensitiv gegenüber Veränderungen der Beziehungsqualität. Eine statistisch signifikante Veränderung liegt vor, wenn sich der Skalenwert um mindestens 0,75 Punkte verändert (gilt für beide Skalen).

Weitere Hintergrundinformationen zur Interpretation des BBE finden Sie im BBE-Testmanual, das für Sie in Ihrem sicheren Therapeutenbereich hinterlegt ist.


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© Asendorpf, J. B., Banse, R., Wilpers, S., Neyer, F. J. (1997)

Bildschirmfoto BBE-Fragebogen
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