Der VDS30 Persönlichkeitsfragebogen (Verhaltensdiagnostik-System) ist ein Instrument zur Erfassung dysfunktionaler Persönlichkeitsanteile.
Es ist schwierig, die Persönlichkeit des Patienten richtig einzuschätzen, weil der Therapeut nur das Verhalten und die Schilderungen des Patienten in Erfahrung bringt, aber nicht weiß, wie sich der Patient innerlich fühlt und selbst einschätzt.
Der VDS30 erfasst im emotionalen, kognitiven und interaktionellen Bereich, wodurch er sich zur Eingangsdiagnostik in der ambulanten Psychotherapie eignet.
Entsprechend den DSM-III-R-Definitionen werden die folgenden acht Skalen erfragt:
Selbstunsicherheit
Dependenz
Zwanghaftigkeit
Passive Aggressivität
Histrionie
Schizoidie
Narzißmus
emotionale Instabilität (Borderline)
Die VDS-Persönlichkeitsskalen haben ähnlich gute testtheoretische Kennwerte wie faktorielle Skalen im klinischen Anwendungsbereich (Fydrich et al. 1996). Es liegen relativ geringe Interkorrelationen der einzelnen Skalen vor, sodass von unabhängigen Konstrukten ausgegangen werden kann. Die acht Skalen messen tatsächlich acht verschiedene Aspekte der Persönlichkeit.
Die Reliabilität (innere Konsistenz) der einzelnen Skalen ist mittel bis sehr gut, sodass die Skalenwerte durch Summenbildung berechnet werden können. Die Übereinstimmung der Selbstbeurteilungsform mit einem Interview ist sehr hoch, sodass auf ein zeitaufwendiges Interview verzichtet werden kann, wenn dysfunktionale Persönlichkeitsanteile der Persönlichkeit erkannt werden sollen. Die VDS-Persönlichkeitsskalen erreichen darüber hinaus eine gute Differenzierung zwischen verschiedenen Diagnosegruppen.
Der VDS30-Fragebogen zum Beantworten für Ihren Patienten.
Auswertung
Die Auswertung des VDS30 erfolgt mit farbigen Balken. Es werden die Persönlichkeitszüge, die Differenz des Scores vom Patienten zum Normwert und der Prozentrang wiedergegebenen.
Sie bekommen in Ihrem sicheren Therapeutenbereich von Psydix.org folgende Auswertung vom Fragebogen des VDS30 angezeigt (Bildschirmfoto: VDS30-Auswertung) und können diese zusätzlich als PDF-Datei zur Dokumentation im Praxisprogramm herunterladen.
Vorschau der VDS30-Auswertung als PDF zum Durchsprechen mit Ihrem Patienten:
Zur Interpretation des VDS30 muss bei hohen Werten an eine Persönlichkeitsstörung gedacht werden.
Das abschließende Urteil der Persönlichkeit sollte davon ausgehen, dass die wenigsten Patienten exklusiv durch einen der acht Haupttypen beschrieben werden können, wodurch es naheliegend ist, eine teilweise Ordinalskalierung vorzunehmen. Wenn überzeugende Zuordnungen zu einem oder mehreren Haupttypen gelungen sind, kann z. B. von einer selbstunsicheren Persönlichkeit mit zwanghaften Zügen gesprochen werden. Auch wenn keine der acht Haupttypen passte und ein anderer Begriff, der kein Synonym der Typen ist, den Bewältigungsstereotyp des Patienten am treffendsten beschreibt, sollte man sich nicht scheuen, einen eigenen Begriff zu verwenden, sei es „kontemplativ“, „tagträumerisch“ o. ä.
Wichtig ist, dass
ein dysfunktionaler Verhaltensstereotyp
dessen Vermeidungsfunktion
seine Bewahrungsfunktion (positive Verstärkungen)
herausgearbeitet werden.
Um eine Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren sollte zusätzlich das Interview geführt werden.
Weitere Informationen zu Auswertung und Interpretation des VDS30 Persönlichkeitsfragebogens enthält das Testmanual in Ihrem sicheren Therapeutenbereich.
Literatur
Forschung, bei der VDS90 und VDS30 verwendet wurden.
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Weitere Informationen zur Interpretation des VDS30 finden Sie im VDS30-Testmanual, das für Sie in Ihrem sicheren Therapeutenbereich hinterlegt ist.